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"Viel mehr als eine Verwaltungsrolle"

Seit dem Wintersemester 2022/23 ist Sebastian Sellinat der neue Kanzler der KH Mainz. Im Interview berichtet er über seine Rolle als Kanzler, die ersten Monate im Amt und künftige Herausforderungen.

 

Zum 01. September 2022 hat Sebastian Sellinat die Aufgabe des Kanzlers an der KH Mainz übernommen. (© KH Mainz)

Herr Sellinat, seit 01.09.2022 sind Sie als Kanzler an der KH Mainz tätig. Was sind die Aufgaben eines Kanzlers an unserer Hochschule?

Die Tätigkeiten sind bunt gemischt: Das Bild des Kanzlers, das ich gerne leben möchte, ist geprägt durch ein christliches Menschenbild, gepaart mit offener und transparenter Kommunikation. In den ersten Monaten geht es für mich darum, gut zuzuhören, hinzuhören und ein Verständnis dafür zu bekommen, was wir brauchen für eine gemeinsame Zukunft. Damit ist für mich eine wichtige Aufgabe, Themen zu strukturieren, zu koordinieren und Menschen zum Dialog zusammen zu bringen.

Ich nehme wahr, dass in dieser Rolle viel Potential liegt. Sie können diese als Verwaltungsrolle definieren und versuchen Menschen und Geld zu verwalten. Das wäre nicht mein Bild. Vielmehr möchte ich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen an der Zukunft der Hochschule mitbauen. Hin zu einer guten Zukunft im katholischen Milieu. Auch gesellschaftsweite Zusammenarbeit und den Austausch zu verbessern, liegt mir am Herzen.

Konkrete Aufgabe liegen unter anderem darin, den Haushalt der KH zukunftsgerichtet und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu verändern, zu steuern und ein gemeinsames Verständnis für finanzielle Fragestellungen zu entwickeln. Dazu kommt, zukunftsweisende Projekte für die KH anzustoßen. Ganz praktisch habe ich in den vergangenen Wochen Dinge rund um unsere Cafeteria, die Open Library sowie den Ausbau von Campusnet unterstützt.

Vor Ihrer Tätigkeit an der KH Mainz waren Sie viele Jahre in  der freien Wirtschaft und als Freiberufler tätig – insbesondere im HR-Bereich.
Worin liegen für Sie persönlich die besonderen Herausforderungen Ihrer neuen Tätigkeit als Kanzler einer Hochschule?

Hier sehe ich gar keine großen Unterschiede. Entscheidend ist für mich, dass ich teil einer Organisation bin und einen Beitrag für das Weiterkommen leisten möchte. Mich hat immer schon das „Warum“ motiviert: Warum tue ich was ich tue, was ist der tiefere Sinn der Aufgabe und des Miteinanders. So betrachte ich Organisationen aus systemischer Sicht und frage mich, wie wir die Dinge so gestalten können, damit es ein gutes und wohlwollendes Miteinander gibt.

Eine der größten Herausforderungen ist aktuell für mich, den durch viele Emails geprägten Kommunikationsstil zu verstehen und wie wir in Zukunft besser miteinander in den Dialog kommen können. Auch möchte ich uns als Organisation herausfordern, Experimente in Collaboration und Design Thinking zu wagen, um besser zu verstehen, wo wir hinwollen und um bessere Entscheidungen zu treffen. Überhaupt sind Experimente und Neues wagen „mein Ding“.

Mit Blick auf die kommenden Jahre: Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Zukunftsaufgaben, um die KH Mainz auch weiterhin erfolgreich auf dem Hochschulmarkt zu positionieren?

Ich denke, es wäre vermessen, diese Frage nach fünf Monaten abschließend zu beantworten. Nach meiner Wahrnehmung brauchen wir ein fokussiertes Ziel, auf das wir gemeinsam hinsteuern. Ein Verständnis, das wir nur gesamthaft als Hochschule gewinnen können. Daran gilt es unser Tun und Handeln auszurichten. Gerne möchte ich daher meinen Beitrag dazu leisten, die Positionierung der KH am Hochschulmarkt weiter auszubauen, denn der Wettbewerb wird eher größer denn kleiner werden. In diesem Zusammenhang gilt es zum Beispiel gemeinsam zu erarbeiten, welche Studienangebote und Leistungen wir in Zukunft anbieten und welche Zielgruppen wir für uns gewinnen wollen.

Abgeleitet von der Positionierung brauchen wir ein Verständnis, was dies für uns im Umgang und in der Kommunikation miteinander heißt – auch in Bezug auf Führung. Hierzu braucht es Transparenz und ein gutes Miteinander. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, diese Punkte weiter erfolgreich zu optimieren. Wenn wir dann noch unseren Mehrwert in den Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit belegen können, sollten wir gute Chancen haben. Die KH Mainz ist klein und familiär, spezialisiert und bestens vernetzt – es gibt also viele Vorteile, die wir auch in Zukunft stärken sollten.

Wenn der Arbeitstag an der KH Mainz beendet ist, womit verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

Herumgesprochen dürfte sich ja bereits haben, dass wir als Familie kein Auto haben. Daher bin ich gerne mit unserem Lastenrad oder dem Fahrrad unterwegs – und das bei jedem Wetter. Als Christ bin ich als Diözesanvorsitzender von Kolping in der Diözese Limburg sowie in der Gemeinde Peter und Paul in Wiesbaden in verschiedenen Themenfeldern aktiv. Das allerwichtigste in meinem Leben ist meine Familie. Daher verbringe ich viel Zeit mit meiner Frau Nadja und meinem Sohn Ramón – am liebsten bei Wanderungen oder Fahrradtouren in der Natur.